Tage der Industriekultur beleben Kino der Jugend/Gasanstalt Ost

In Zusammenarbeit mit der Abteilung Stadtbeleuchtung der Stadt Leipzig bieten wir die erstmalige Möglichkeit der Besichtigung des Geländes der ehemaligen Gasanstalt kurz hinter dem Torgauer Platz! Es gehört zu den wenigen Industriekulturdenkmälern im Leipziger Osten.

Was? Besichtigung des Geländes Gasanstalt Ost / Kino der Jugend. Neben Denkmalschutz-Experten führen Rainer Barth, Leiter der Stadtbeleuchtung und Kollegen sowie die letzte Kino-Leiterin vor der Schließung 1987, Gabriele Sergel und andere Mitglieder der IG FORTUNA – Kino der Jugend.

Wann? 13.08. und 14.08., jeweils 15.00 Uhr, Dauer 1 Stunde;
zusätzlich am 13.08. um 21.00 Uhr eine Nachtführung mit Lichtinstallation an der Außenfassade und anschließend Open-Air-Kino!

Wo? Treffpunkt vor der Eisenbahnstraße 162 (ehemaliges Kino), 04315 Leipzig

Noch was? Keine Teilnahmegebühr, Anmeldung nicht erforderlich.

Tage der Industriekultur

Erstmalige Möglichkeit der Besichtigung des Geländes der ehemaligen Gasanstalt kurz hinter dem Torgauer Platz! Es gehört zu den wenigen Industriekulturdenkmälern im Leipziger Osten. Bis 1862 wurde hier noch Gas aus Knochen und Schlachtabfällen produziert. Wegen verstärkter Besiedlung und nachvollziehbarer Geruchsbelästigung wurde die Produktion eingestellt. 1928 zog in die ehemalige Generatorhalle ein Kino. Das Gebäude erhielt seine markante Art-déco-Fassade. Der alte Name „Fortuna Lichtspiele“ wurde zu DDR-Zeiten in „Kino der Jugend“ umgewandelt. In den 1980er Jahren fanden hier viele große Rock-Konzerte statt. Vor 1989 zog die Abteilung Stadtbeleuchtung auf das Gelände und kümmert sich von hier aus um die komplette Beleuchtung der Stadt, während das ehemalige Kino seit 1987 verfällt.
Die „IG FORTUNA,“ eine Interessengemeinschaft von Nachbarn, Kulturschaffenden und den örtlichen Bürgervereinen, und der inzwischen als rechtlicher Träger gegründete, gleichnamige Verein, bemühen sich seit 2015 um Erhalt und Wiederbelebung des mittlerweile einsturzgefährdeten Kinosaales in der Eisenbahnstraße 162 als multifunktionalen Kulturort.

Veranstaltungsseite bei den 4. Tagen der Industriekultur Leipzig

 
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Erinnern Sie sich noch an das “Kino der Jugend”?

Fast 60 Jahre lang besuchten die Leipzigerinnen und Leipziger das “Kino der Jugend” (zuvor: “Fortuna-Lichtspiele“) in der Eisenbahnstraße 162, bevor 1987 der Betrieb eingestellt werden musste. Im großen Saal, der nach dem Umbau 1957 noch über 500 Plätze fasste, fanden nicht nur Kinoveranstaltungen, Messen, große und kleine Feiern statt, sondern auch viele beliebte Konzerte. Im Gästebuch der 80er Jahre finden sich so prominente Namen wie Renft, City oder Silly. Und noch immer verbinden viele Nachbarn Erinnerungen mit der imposanten Industriehalle, deren Art-Deco-Frontfassade das 1928 umgenutzte Gebäude zu einem herausragenden Industriedenkmal im Leipziger Osten macht. Doch obwohl im städtischen Eigentum stehend, verfällt das ehemalige Kino seit vielen Jahren. Wasser dringt durch das offene Dach, der Keller ist bereits weitgehend eingestürzt. Ohne schnelle Hilfe könnte das Gebäude den nächsten Winter nicht überstehen. Dieser Meinung sind zumindest die Beteiligten der Interessengemeinschaft (IG) FORTUNA | Kino der Jugend, die sich im Spätsommer 2015 zusammengefunden haben, um das Kino zu retten.

 

Fortuna-1980er“In der IG engagieren sich derzeit zwischen 30 und 40 Personen, Vertreter/-innen der ortsansässigen Bürgervereine, Kulturschaffende und Nachbarn. Unser Ziel ist nicht nur der Erhalt des Gebäudes, wir wollen das ehemalige Kino auch als den Ort wiederbeleben, der er in der Erinnerung vieler Leipziger/-innen noch ist, als einen multifunktionalen Kultursaal für Kinoaufführungen, Konzerte, Theater und Tanzveranstaltungen, aber auch als Versammlungsstätte und Ort des interkulturellen Austausches, mit begleitender Gastronomie im Innen- und Außenbereich.” Daniel Schade, Sprecher der IG von der Initiative Ost-Passage Theater, ist sich sicher, dass dies gelingen kann, wenn alle an einem Strang ziehen: Verwaltung, Politik und Bürgerschaft. “Auf das Verwaltungshandeln und die Interessenlagen im Stadtrat haben wir direkt wenig Einfluss, aber die IG bündelt das bürgerschaftliche Engagement und wird auch den öffentlichen Druck gegebenenfalls erhöhen.”

 

So hat die IG in dieser Woche eine stadtweite Kampagne gestartet und ruft alle Leipziger/-innen, die das alte Kino noch aus Betriebszeiten kennen, auf, im Gedächtnis, auf Dachböden, in Kellern und Schubladen nach Erinnerungen zu stöbern, seien es Tickets, Plakate, Fotos, Geschichten oder Anekdoten. Mit den so aufgefundenen Erinnerungen soll eine Ausstellung entstehen, die zum Bülowviertel-Straßenfest und zum Tag des offenen Denkmals im September präsentiert wird. Janine Göhring vom Bülowviertel e.V., die die Ausstellung für die IG organisiert, meint dazu aufmunternd: “Melden Sie sich einfach bei uns! Jede noch so kleine Erinnerung hilft, das Kino der Jugend im kollektiven Gedächtnis der Stadt wiederzubeleben. Wir kommen auch vorbei und führen ein kleines Interview mit Ihnen.”

 

Fortuna-2015-innen1Währenddessen sind die Kinoretter/-innen auch im engen Austausch mit Stadtverwaltung und Kommunalpolitik. Es befindet sich derzeit ein Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Verfahren, um zu prüfen, ob im laufenden Haushalt Gelder für eine Notbedachung des Gebäudes umgewidmet werden können. Hier geht es erst einmal darum, den weiteren Verfall zu stoppen, um spätere Sanierungskosten nicht explodieren zu lassen. Zusammen mit dem Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung (ASW) möchte die IG außerdem sicherstellen, dass die Immobilie bei einer geplanten Veräußerung nicht zum Höchstgebot, sondern in einem Konzeptverfahren vergeben wird. “Das hat den großen Vorteil, dass die Stadt sich einen Einfluss auf die zukünftige Nutzung bewahrt. Und diese sollte aus unserer Perspektive die Wiederbelebung des Kinosaals als Kulturraum zum Ziel haben.”, so Roman Grabolle vom Haus- und WagenRat  e.V., der die IG berät. “Im Leipziger Osten fehlt einfach ein großer Kultursaal.” Grabolle verweist in diesem Zusammenhang auch auf das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (SEKo) von 2013. Außerdem solle die Vergabe wie beim Alten Felsenkeller in Plagwitz im Erbbaurecht erfolgen, um Stadtentwicklung auch in vielen Jahren noch kommunalpolitisch gestalten zu können. “Beim Erbbaurecht bleibt die Stadt Eigentümerin von Grund und Boden und kann die Flächennutzung aktuell und nach Ablauf des Vertrages wieder steuern. Eine Stadtentwicklung, die dem Marktgeschehen hinterher läuft, ist am Ende einfach zu teuer.”

 

An einem Konzeptvergabeverfahren im Erbbaurecht wird sich die IG FORTUNA | Kino der Jugend in jedem Fall beteiligen, bestätigt Daniel Schade. “Wir sind uns der hohen Erwartungen, nicht nur im Viertel, sondern auch von Seiten der Politik und Verwaltung bewusst. Wir wollen ein stimmiges Konzept für einen Kulturbetrieb erarbeiten, an dem sich die anderen Nutzungsideen, ob nun verwaltungstechnischer oder privatwirtschaftlicher Art, messen lassen.” Deswegen diskutiert man in der IG aktuell intensiv verschiedene Betreibermodelle und Rechtsformen und berät sich mit etablierten Kulturbetrieben wie etwa dem UT Connewitz oder der Feinkost e.G. Die Konzeptdebatte innerhalb der Gruppe kreist dabei immer wieder um die Frage, wie sich die Anwohnerschaft und andere soziokulturell etablierte Akteure des Leipziger Ostens in den Kulturbetrieb des Hauses einbinden ließen. “Wir wollen auf jeden Fall ein offenes und auch ein transparentes Haus, von den Nachbarn und für die Nachbarn. Wenn uns das gelingt, hätte das durchaus auch Modellcharakter.” Aber Schade ist auch Realist: “Die ehrenamtlichen Reserven sind bei allen begrenzt. Es ist eine große Herausforderung, einen Kulturbetrieb gemeinsam, solidarisch und demokratisch zu organisieren. Ohne breite Unterstützung wird das nicht möglich sein.” Um diese besser zu bündeln, ist derzeit erst einmal ein Verein in Gründung. Ansonsten lädt die IG auch weiterhin alle Interessierten zu ihren offenen Treffen ein, die derzeit jeden zweiten Donnerstagabend im Pöge-Haus (Hedwigstraße 20) stattfinden.

 

Schicken Sie Ihre Erinnerungen an das “Kino der Jugend” an:

 

      erinnerungen@ig-fortuna.de
      
      IG FORTUNA | Kino der Jugend
      Hildegardstraße 49
      04315 Leipzig-Volkmarsdorf    
      

 

Weitere Termine und Informationen finden Sie auf unserer Facebook-Seite.

 

… und hier noch die Pressemitteilung als PDF.

Ein OFFENER BRIEF an den Stadtrat

Sehr geehrte Damen und Herren, werte Stadträte und Stadträtinnen.

 

Dachzustand 01.08.2015
Dachzustand 01.08.2015

Wir bitten Sie, den Antrag Vl-A-02140 zur “Notsicherung der Liegenschaft Eisenbahnstraße 162, ‘Kino der Jugend'” mit Ihrer Stimme zu unterstützen.  Wenn es uns als Stadt – Verwaltung, Politik und Bürgerschaft – nicht gelingt, das ehemalige “Kino der Jugend” vor Verfall und Abriss zu retten, verliert der Leipziger Osten das letzte der  früher profilgebenden Kinos und damit auch die Chance auf einen großen Kultursaal inmitten der Quartiere. Der Zustand des Gebäudes ist dramatisch und duldet keinen Aufschub! Die von der Stadtverwaltung in den letzten Jahren eingeleiteten Maßnahmen zur Verkehrssicherung, zu denen u.a. das Entfernen der unteren Dachziegelreihen zählte, haben maßgeblich zum ruinösen Zustand der denkmalgeschützten Immobilie beigetragen.

Engagierte Nachbarn 04.12.15
Engagierte Nachbarn 04.12.15

Die freigelegten Mauerkronen und das substanzzehrende Eindringen von Regenwasser sind wichtige Gründe, warum auf dem freien Immobilienmarkt kaum mehr Interesse an dem Gebäude besteht. Wenn wir jetzt nicht handeln und schnell die Maßnahmen zur Substanzsicherung einleiten, steigen die Kosten derart, dass eine Rettung unbezahlbar werden dürfte. Und Leipzig würde ein weiteres kulturgeschichtlich bedeutendes Gebäude verlieren. Wir sind uns bewusst, dass in den letzten Jahren auch im Stadtrat ein Paradigmenwechsel stattgefunden hat, der den Wechsel der Stadt von einer “shrinking city” zur “boomtown” reflektiert.

 

Deshalb bitten wir Sie nachdrücklich: Machen Sie sich stark für die Rettung des Kinos der Jugend! Gemeinsam können wir das Erbe unserer Stadt erhalten, schützen und entwickeln.

[…]

… den ganzen offenen Brief als PDF lesen.

Viel Zuspruch bei Übergabe der über 1.000 Unterschriften

Rathaus-BannerAls sich die 15-köpfige Speerspitze der IG FORTUNA | Kino der Jugend am vergangenen Donnerstag eine halbe Stunde vor Beginn der Stadtratsitzung mit Bannern vor dem PlenarsaaUebergabe-OBMl aufbaute, war das Presseinteresse eher gering. Dagegen nutzen einige Stadträte, unter anderen auch Sozialbürgermeister Faber, die Gelegenheit für ein kurzes Gespräch über das Kino der Jugend. Oberbürgermeister Jung rauschte dagegen erst kurz vor knapp in Richtung Sitzung und nahm sich des großen Stapels Unterschriften eher im Vorübergehen an. Jaja, vielbeschäftigt unser OBM. Nichtsdestotrotz freuten sich alle über den positiven Zuspruch aus dem Stadtrat und gingen kurz nach Sitzungsstart mit frisch nachgetankten Kräften wieder auseinander.

PRESSEMITTEILUNG: IG FORTUNA – Bereits über 1.000 Unterschriften für den Erhalt des “Kino der Jugend”

Als sich die “IG FORTUNA | Kino der Jugend” vor knapp zwei Monaten gründete, ahnte kaum einer, welche Bedeutung das 1987 geschlossene Kino in der Eisenbahnstraße 162 für viele Leipzigerinnen und Leipziger bis heute besitzt. Diese hohe Resonanz können die “Kinoretter” nun auch mit Zahlen untermauern. Ohne großen Aufwand hat die Interessengemeinschaft, in der sich neben Nachbarn und jungen Kulturschaffenden auch die vier zentralen Bürgervereine der angrenzenden Viertel (Neustädter Markt e.V., BV Volkmarsdorf, Bülowviertel e.V., BV Sellerhausen-Stünz) zusammengetan haben, bereits über 1.000 Unterschriften für den Erhalt des Gebäudes gesammelt. “Wo auch immer wir für die Rettung des Kinos geworben haben, sind wir auf eine Welle der Sympathie gestoßen.” bestätigt Jörg Werner, einer der engagierten Nachbarn in der IG.

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Mittlerweile ist klar, dass die in der Zeit der Weimarer Republik zum Kino umfunktionierte Industriehalle auch ein Symbol für die sich verändernde Stadtentwicklung ist. Leipzig galt nach der Wende als Paradebeispiel einer “schrumpfenden Stadt” mit hohem Wohnungsleerstand, niedriger Geburtenrate und starker Deindustrialisierung. Die vielen Brachen vor dem Verfall zu schützen, war aufgrund geringer Steuereinnahmen aus der Stadtkasse kaum zu finanzieren. Heute dagegen ist Leipzig wieder zur “Boomtown” geworden, eine der im bundesweiten Vergleich am schnellsten wachsenden Städte Deutschlands. Investoren überschlagen sich beim Run auf die Immobilien, bezahlbarer Wohnraum kann schon jetzt als knappes Gut gelten und immer mehr junge Menschen zieht es in das bunte, kulturbewegte Leipzig. Aufgrund der besonderen Baugeschichte ging diese Entwicklung jedoch bisher am ehemaligen “Kino der Jugend” vorbei. Nachdem bereits 2012 Abrisspläne am Denkmalschutz scheiterten, gilt die der Kommune gehörende und vom Liegenschaftsamt verwaltete Immobilie als nahezu wertlos. Das Grundstück, das kaum größer ist als das Gebäude, der hohe Sanierungsaufwand und mögliche Bodenbelastungen aus der Zeit der industriellen Nutzung vor 1928 machen das Kino praktisch unverkäuflich. Trotzdem will das Liegenschaftsamt die Immobilie schnellstens versteigern, da die Kosten der Verkehrssicherung aufgrund des sich verschlechternden baulichen Zustandes in die Höhe gehen. Momentan befindet sich das Objekt noch in der Eignungsprüfung beim Sozialamt bezüglich einer potentiellen Nutzung als Flüchtlingsunterbringung, was allein schon wegen der Einsturzgefahr unmöglich ist, danach kann die Ausschreibung aber sehr schnell erfolgen. Dass ein privater Eigentümer nach dem Erwerb des Kinos zügig abreißen könnte, davon ist Daniel Schade, der Sprecher der IG, überzeugt: “Was die nächsten zwei Winter nicht erledigen, übernimmt dann die Abrissbirne. Für einen privaten Käufer ist nur der Grund und Boden eine Investition wert.”

.Fortuna 12.10.2015Beim letzten Treffen des Stadtbezirksbeirat Ost hat die IG deshalb ihr Anliegen vorgetragen, das ehemalige “Kino der Jugend” zu erhalten und wieder einer Nutzung als Kultursaal zuzuführen. Dank Vermittlung des Stadtbezirksbeirates konnte dabei auch mit Vertretern des Amts für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung (ASW) und des Liegenschaftsamtes diskutiert werden. Größte Sorge macht der IG vor allem das offene Dach. Ein Notdach müsse schnellstens errichtet werden. Das Liegenschaftsamt schätzt die Kosten dafür auf ca. 120.000 Euro und will diese aufgrund mangelnder Wirtschaftlichkeit nicht finanzieren. Die IG setzt ihre Hoffnung nun auf zurücklaufende Gelder, die noch in dieser Haushaltsperiode ausgegeben werden müssen und deshalb umgewidmet werden könnten. “Bisher haben wir aus Verwaltung und Politik nur positives Feedback für unsere Idee erhalten. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!”, so Schade kämpferisch.

Angeregt vom ASW drängt die IG außerdem darauf, dass die Ausschreibung der Immobilie wenn überhaupt dann nur im Erbbaurecht und im Konzeptvergabeverfahren erfolgt. Hierbei kann die Kommune als Eigentümerin Kriterien für die spätere Nutzung festlegen und sich aus dem Kreis der Bieter den mit dem geeignetsten Konzept aussuchen, anstatt lediglich an den Höchstbietenden zu verkaufen. “Die Vergabe im Erbbaurecht und nach Konzept sind zwei wichtige kommunalpolitische Instrumente, um die Stadtentwicklung nachhaltig zu steuern, gerade bei der gegenwärtigen Marktlage. Entsprechende Erfahrungen konnten jüngst beim Alten Felsenkeller in Plagwitz gemacht werden., erklärt Roman Grabolle vom Haus- und WagenRat e.V., der die IG berät. Aufgrund des erwartbar geringen Verkaufserlöses hat das Liegenschaftsamt der IG bereits signalisiert, einer Konzeptvergabe positiv gegenüberzustehen. Zusammen mit dem ASW will die IG deshalb an möglichen Vergabekriterien arbeiten und auch selbst ein Konzept für einen multifunktionalen Kultursaal entwickeln. Die IG lädt hierzu alle Interessierten am Mittwoch, den 18.11., von 10-14 Uhr in die Eisenbahnstraße 143 (Ladenparterre, am Kino schräg gegenüber).

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Außerdem wird die IG zur kommenden Stadtratssitzung an diesen Donnerstag, den 19.11., die über 1.000 Unterschriften, die bereits gesammelt wurden, an den Oberbürgermeister Burkhard Jung öffentlichkeitswirksam übergeben, um ihn auf die kritische Lage des Kinos aufmerksam zu machen und als Unterstützer der Rettung zu gewinnen. Die IG lädt hierzu alle interessierten Leipziger/-innen ab 13:30 Uhr in das Foyer des Neuen Rathauses. Zu diesem Termin stehen auch Vertreter/-innen der IG für weitere Fragen zur Verfügung.

 

Pressekontakt:

Daniel.Schade[ät]ost-passage-theater.de

Telefon: 0177 / 488 555 9

… auch bei Facebook: https://www.facebook.com/igfortuna

PRESSEMITTEILUNG 11.09.2015

GEGEN DEN ABRISS des ehemaligen “Kino der Jugend, Eisenbahnstr. 162, LeipzigVolkmarsdorf

1928 wurden die „Fortuna-Lichtspiele“ in der drei Jahre zuvor stillgelegten Gasanstalt Leipzig-Ost mit 989 Sitzplätzen eröffnet. Eindrucksvoll warb von nun an eine im Stil des Art-Déco gestaltete Schaufront mit großem Staffelgiebel und einer Plastik über dem Eingang um zahlendes Publikum. Im Jahr 1946 steht „Lichtspielhaus der Jugend“ über den Plänen für eine Vergrößerung der vor der Leinwand befindlichen Bühne. Später folgten die Umstellung auf Breitfilmformat und eine 1957 abgeschlossene Renovierung. Für 1985 wurde die Sitzplatzzahl noch mit 551 angegeben; im Jahr 1987 erfolgte jedoch die Schließung des auch als „Kino der Jugend“ bekannten Filmtheaters. Seitdem steht das Haus leer, heute in verwahrlostem Zustand. Gebäude und Grundstück gehören der Stadt Leipzig und stehen unter Denkmalschutz.

Fortuna-2015-FrontZeit aufzuräumen und das alte Kino zu retten, möchte man meinen, ist doch mit dem vermehrten Zuzug in den Leipziger Osten auch eine wesentlich erhöhte Nachfrage nach ausreichend großen Kunst- und Kulturräumen entstanden, und der Leipziger Osten eben vergleichsweise wenig entwickelt. Doch die Stadt Leipzig plant nun offensichtlich den Abriss. Das Liegenschaftsamt versucht zwar, die Immobilie noch einmal auf den Markt zu werfen, aber einem privaten Investor würde wegen des Mangels an Nebenflächen ohnehin nichts bleiben als abzureißen. Und das Amt für Straßenbeleuchtung, welches sich in der ehemaligen Gasanstalt eingerichtet hat, träumt schon von einem überdachten Parkplatz für die eigenen Fahrzeuge. Maschinenpark statt Kultureinrichtung also, und das mitten in dem immer dichter besiedelten Wohngebiet in Volkmarsdorf, wo Räume für Kunst und Kultur, Orte der Begegnung und des Austausches, dringend benötigt werden.

Daniel Schade, der mit der Initiative Ost-Passage Theater die Etage über dem Supermarkt in der Konradstraße 27 wiederbeleben will, äußert Kritik an der Strategie der Stadtplaner: “Der Parkbogen ist eine schöne Idee, aber er führt außen um die Stadtteile im nahen Osten herum. Die Kulturdenk-mäler und historisch gewachsenen Begegnungsstätten im Herzen der Viertel lässt man dagegen verfallen. Große Säle sind im Leipziger Osten schon jetzt Mangelware. Und angesichts des wachsen-den Zuzugs erwarte ich von einer klugen Stadtplanung keine Prestigeprojekte, sondern handfeste Strategien, um der erhöhten Nachfrage nach Kulturräumen und Begegnungsstätten zu begegnen.”

Fortuna2015-innen3Zusammen mit den Bürgerinnen und Bürgern im Leipziger Osten soll der Abriss des Gebäudes deshalb verhindert werden. Andreas Bernatschek vom Bürgerverein Volkmarsdorf gibt sich kämpferisch: “Viele Nachbarn verbinden mit dem Kino einen Teil ihrer Jugend. Uns blutet das Herz allein schon bei dem Gedanken, dem Abriss tatenlos zusehen zu müssen.”

Zum FREIRAUM-Festival am 12.09., welches die OSTLichter 2015 eröffnet, startet deshalb eine große Unterschriftenaktion. Die Stadt Leipzig soll als Eigentümerin in die Pflicht genommen werden, sich für den Erhalt des denkmalgeschützten Gebäudes einzusetzen. Thomas Noack vom UT Connewitz ist zuversichtlich: “Auch das UT Connewitz war einmal vom Abriss bedroht. Doch mit dem Engagement der Connewitzer und einem langen Atem konnten wir daraus den kulturellen Magneten entwickeln, der das UT heute ist. Warum sollte das in Volkmarsdorf nicht auch gelingen?”

Neben der Unterschriftenaktion wird es zum Tag des offenen Denkmals am kommenden Sonntag, den 13.09., auch einen Informationsstand vor dem abrissgefährdeten Gebäude geben. Interessierte können sich von 15-18 Uhr vor Ort über die Geschichte und den Zustand des Hauses informieren, Ideen und Dokumente zusammentragen und gemeinsam überlegen, wie es weitergehen könnte.

Weiterer Kontakt über:

kontakt[ät]ig-fortuna.de

https://www.facebook.com/igfortuna